Im Zuge der Energiewende wird bei der Arbeit immer häufiger Elektromaterial eingesetzt. Aber auch früher kam es schon regelmäßig zu Gefahrensituationen im Zusammenhang mit Elektrizität, manchmal mit schwerwiegenden Folgen. Strom ist unsichtbar, und ein Fehlverhalten kann schlimme Konsequenzen haben.
Um ein Beispiel zu nennen: Angenommen, Sie haben im Garten gearbeitet. Nun wollen sie den Gartenschlauch vom Wasserhahn abkoppeln. Dabei merken Sie aber, dass Sie den Hahn noch nicht zugedreht hatten. Beim Abkoppeln des Schlauchs spritzt nämlich das Wasser aus dem Hahn, und Sie werden nass. Abgesehen davon passiert in diesem Fall aber glücklicherweise nichts. Wenn es aber um stromführende Kabel geht, ist die Sache anders. Wenn Sie ein Kabel trennen, das in diesem Moment noch stromführend ist, können Sie nicht sehen, dass Strom „freigesetzt“ wird. Es besteht dann die Gefahr, dass Sie einen Stromschlag bekommen oder dass ein Lichtbogen entsteht. Das kann lebensgefährlich sein.
Darum ist es wichtig, dass alle Arbeitskräfte, die Arbeiten mit Elektromaterial vorbereiten oder ausführen, gut über die Gefahren der Arbeit mit Strom informiert sind.
Diese Toolbox wendet sich an die folgende Zielgruppe:
Hinweis: Wenn Sie sich nicht ausreichend in der Lage fühlen, diese Toolbox zu leiten, bitten Sie dann einen Arbeits- oder Anlagenverantwortlichen um Unterstützung!
Zusätzliche Hintergrundinformationen finden Sie in der Toolbox Stromschläge und Lichtbogen. Darin ist auch ein Video mit der Simulation eines Lichtbogens zu sehen.
Lichtbogen
Ein Lichtbogen entsteht durch die plötzliche Freisetzung von Energie durch einen elektrischen Strom, in vielen Fällen infolge eines Kurzschlusses. Ein Lichtbogen geht mit extremer Hitze-, Licht- und Lärmentwicklung, mit einer Druckwelle und der Freisetzung giftiger Gase einher. Er ist mit einer kleinen Explosion vergleichbar und kann sehr schwere und sogar tödliche Brandwunden und Vergiftungen hervorrufen. Die Temperatur kann bis zu 20.000 Grad Celsius erreichen!
Die nachstehenden Abbildungen und das bereits erwähnte Video zeigen Beispiele aus der Installationsbranche. Ein Lichtbogen kann aber auch entstehen, wenn das Netz- oder Ladekabel eines Elektrogeräts abgezogen wird. Mit denselben Gefahren und Konsequenzen!
Ein Stromschlag ist ein Stromdurchgang durch den Körper eines Menschen oder Tieres, der je nach Dauer und Stromstärke Folgen wie Atemnot, Verbrennungen oder schwere Herzrhythmusstörungen nach sich ziehen, aber auch zum Tod führen kann.
Die Folgen eines Stromschlags |
Weitere Informationen siehe Toolbox Verhalten bei einem Stromunfall.
Verschmoren von Steckern/Akkus
Bei Störungen oder starkem Widerstand (Überlastung) können Kabel und Akkus zu heiß werden oder sogar Feuer fangen. Das kann je nach betroffenem Material Schäden in Millionenhöhe nach sich ziehen.
Das nachstehende Foto zeigt einen ausgebrannten Schaltschrank auf einer Baustelle von Heijmans. Das passierte, als versucht wurde, den Schaltschrank umzuplatzieren, obwohl er noch an das Stromnetz angeschlossen war.
Erläuterung
Dass ein Stecker passt, heißt noch nicht, dass er auch angeschlosse werden kann. Der Anschluss eines ungeeigneten Steckers kann einen Kurzschluss auslösen, was zur starker Hitzeentwicklung und zur Entzündung des Steckers führen kann. Besonders bei Billigsteckern, die gern im Ausland bestellt werden, ist die Gefahr groß. Diese Stecker sind zwar mit unseren Handys kompatibel und können sie auch aufladen, verursachen aber Jahr für Jahr Hunderte von Wohnungsbränden.
Richtig:
Erkundigen Sie sich beim Bauleiter oder Arbeitsverantwortlichen (WV nach Norm NEN3140), wer auf der Baustelle befugt ist, Stecker anzuschließen (eine ausreichend unterwiesene Person („voldoende onderricht persoon“/VOP) oder eine qualifizierte Person („vakbekwaam persoon“/VP).
Erläuterung
Wenn das Kabel noch Strom führt, kann ein Lichtbogen entstehen. Dies geht, wie oben bereits erläutert, mit extremer Hitze-, Licht- und Lärmentwicklung, mit einer Druckwelle und der Freisetzung giftiger Gase einher. Wer also einfach einen Stecker von einem Schaltschrank abzieht, während das Kabel noch Strom führt, läuft Gefahr, sich zu verbrennen und/oder zu vergiften.
Richtig:
Erkundigen Sie sich, wer befugt ist, Stecker anzuschließen und/oder abzuziehen. Wenn Sie dazu befugt sind, führen Sie zunächst eine Last-Minute-Risikoanalyse (LMRA) durch, um sicherzustellen, dass der Stromverbraucher, den Sie von der Schaltanlage trennen möchten, ausgeschaltet ist.
Erläuterung
Wenn an eine Schaltanlage (beispielsweise einem Verteiler) zu viele Verbraucher angeschlossen werden, fließt möglicherweise zu viel Strom durch das Netz. Dadurch wird die Stromquelle überlastet. Dies kann zur Erhitzung der Stromkabel und schließlich zu einem Brand führen. Die Gefahr, dass ein Brand durch Überlastung entsteht, ist bei der Verwendung von Elektromaterial höher, da hier mit hohen Leistungen gearbeitet wird.
Das war auch auf einer Heijmans-Baustelle im März 2023 der Fall. Auf der Baustelle stand ein Schaltschrank, der vorübergehend als Stromquelle dienen sollte. Vorab hatte man Vereinbarungen über die Kapazität des Schaltschranks getroffen. Da ein Kollege nicht gut über diese Vereinbarungen informiert war, konnte es passieren, dass zu viele Verbraucher gleichzeitig angeschlossen wurden. Das führt zu einer Überlastung des Schaltschranks. Stecker und Anschluss des Schranks brannten aus, aber glücklicherweise kam niemand zu Schaden.
Ein ausgebrannter Stecker auf einer Baustelle von Heijmans. | Ausgebrannte 125-A-Steckdose an einem Aggregat, an das der Stecker angeschlossen war. |
Richtig:
Erkundigen Sie sich, wer befugt ist, Stromverbraucher an Schaltschränke anzuschließen oder von ihnen zu trennen. Wenn Sie selbst dazu befugt sind, kontrollieren Sie vor dem Anschluss eines Verbrauchers, welche Kapazität der Schaltschrank hat und wie viel davon bereits genutzt wird.
Erläuterung
Die Verwendung von Adaptersteckern, gleich ob legal oder illegal, erhöht die Gefahr einer Überlastung. Wenn ein System überlastet wird, kann, wie bereits erläutert, ein Brand entstehen, weil sich die Kabel zu stark erhitzen.
Illegale Adapterstecker können zur Überlastung eines Systems führen, mit der Folge, dass sich der Stecker entzündet. | Durch Verlängerungskabel und illegale Adapterstecker können Systeme überlastet werden. |
Richtig:
Erkundigen Sie sich, wer befugt ist, Stecker anzuschließen und/oder abzuziehen. Wenn Sie selbst dazu befugt sind, achten Sie darauf, Geräte mit passenden Steckern zu verwenden, sodass keine Adapterstecker benötigt werden.
Erläuterung
Wenn die Möglichkeit besteht, dass Kabel oder Schaltschränke Strom führen, sollten diese nicht umpositioniert werden. Es kann nämlich sein, dass sich hierdurch etwas im Kabel oder Schaltschrank löst. Schlimmstenfalls entsteht dadurch ein Lichtbogen, oder Sie erleiden durch den freiwerdenden Strom selbst einen Stromschlag.
Richtig:
Erkundigen Sie sich, wer befugt ist, Kabel zu bewegen. Wenn Sie ein Kabel umlegen müssen, besprechen Sie dies immer vorab mit dem Bauleiter oder Arbeitsverantwortlichen. Die Stromstärke von Kabeln oder Verteilern, die umpositioniert werden müssen, darf höchstens 32/63 Ampere betragen! Führen Sie eine Last-Minute-Risikoanalyse (LMRA) durch. Vergewissern Sie sich, dass das Kabel stromfrei ist. Schalten Sie alle Verbraucher (Sägen, Pumpen usw.) aus. Trennen Sie die ausgeschalteten Verbraucher vom Verteiler.
Bei Zweifel oder Unklarheiten: tun Sie es nicht!
Erläuterung
Bei Bauarbeiten haben Mitarbeiter versucht, ein Kabel zu verlängern, obwohl der Anlagenverantwortliche (IV) davon abgeraten hat. Durch den zusätzlichen Widerstand wurde das Kabel überlastet, und der Stecker brannte aus.
In dem Kreis ist zu sehen, dass der Stecker geschmolzen ist und dass einer der Kontaktstifte vollständig versackt ist. |
Richtig:
Halten Sie sich an die Anweisungen des Anlagenverantwortlichen (IV) und/oder des Arbeitsverantwortlichen (WV, nach NEN 3140). Die Installationstechnik ist eine völlig andere Welt als die bisherige konventionelle Technik. Darum können wir bestimmte Gefahren (noch) nicht richtig einschätzen.
Erläuterung
Bei Arbeiten mit konventionellem Material kommt es vor – obwohl es nicht zulässig ist –, dass Sicherungen überbrückt werden (beispielsweise indem ein Leistungsschutzschalter mit einem Stöckchen festgeklemmt wird). TUN SIE DIES NICHT!
Eine Überbrückung kann dazu führen, dass ein Kurzschluss auftritt. Dadurch erhöht sich die Gefahr eines Lichtbogens, eines Stromschlags oder von Sachschäden. Wenn eine Sicherung ausgelöst wird, heißt das, dass etwas nicht stimmt!
Auf diesem Foto wurden Überbrückungen mithilfe von Schraubenziehern hergestellt. Das ist lebensgefährlich! |
Richtig:
Legen Sie die Arbeit still und setzen Sie sich mit dem Bauleiter oder Arbeitsverantwortlichen (WV nach NEN 3140) in Verbindung. Er wird dann einen befugten Mitarbeiter auf die Baustelle schicken, der feststellt, warum eine Sicherung ausgelöst wird.
Erläuterung
Wenn eine Störung auftritt, kann es sein, dass Geräte (vorübergehend) nicht benutzt werden können. Der oft starke Zeitdruck (und die Kosten) können dazu verleiten, selbst auf Störungssuche zu gehen. Vor allem, weil das bei dieselbetriebenem Material oft so üblich war. Bei Elektromaterial ist es aber möglich, dass noch Strom „leckt“, wodurch das gesamte Gerät unter Spannung gesetzt wird. Dadurch erhöht sich die Gefahr eines Lichtbogens, eines Stromschlags oder von Sachschäden.
Richtig:
Legen Sie die Arbeit still und setzen Sie sich mit dem Bauleiter oder Arbeitsverantwortlichen (WV nach NEN 3140) in Verbindung. Er wird jemanden auf die Baustelle schicken, der die Störung beseitigen kann.
Erläuterung
Wenn elektrotechnisch etwas nicht in Ordnung ist, kann es zu einem Leckstrom kommen. Die Erdung sorgt dafür, dass entweichender Strom in die Erde abgeleitet wird. Wenn keine Erdung vorhanden ist oder wenn sie entfernt wird, kann der Leckstrom nicht in die Erde abgeleitet werden. Dadurch kann etwas unter Spannung gesetzt werden (beispielsweise weil ein kleiner Riss im System existiert), und wenn Sie dieses Teil dann berühren, fungieren Sie selbst als Erdung. Dann werden Sie unter Strom gesetzt.
Richtig:
Erdungen dürfen niemals einfach umgesetzt werden. Sie müssen nämlich immer gemessen werden, um sicherzustellen, dass sie ordnungsgemäß funktionieren. Wenn eine Erdung versetzt oder vorübergehend entfernt werden muss, ist zusammen mit dem Arbeitsverantwortlichen (WV nach NEN 3140) ein Aktionsplan zu erstellen. Der Strom muss vorübergehend vollständig abgeschaltet werden. Wenn die neue Position der Erdung gefunden ist, wird sie von einer befugten Person umgesetzt. Erst nach erneuter Messung der Erdung und Bestätigung der ordnungsgemäßen Funktion kann die Arbeit auf sichere Weise fortgesetzt werden.
Erläuterung
Bei der Beförderung loser Akkus besteht die gesetzliche Pflicht, den Transport nach den Vorschriften der Gefahrgutklasse 9 nach dem ADR (Beförderung gefährlicher Stoffe) durchzuführen. Das ist notwendig, weil Akkus Stoffe enthalten, die die Umwelt schädigen können.
Akkus, die sich in einer elektrischen Maschine befinden, fallen nicht unter die ADR-9-Vorschriften.
Richtig:
Kontrollieren Sie, ob die losen Akkupakete gemäß den ADR-9-Vorschriften befördert werden.
Leider können trotz aller Maßnahmen, die wir gemeinsam treffen, kleine oder große Zwischenfälle niemals ganz ausgeschlossen werden. Nachstehend lesen Sie, was bei derartigen Zwischenfällen zu tun ist. Es gilt immer: DENKEN SIE an Ihre eigene Sicherheit!
Auf dem Foto oben ist ein eingegrabener Schaltschrank zu sehen. |
Es kann vorkommen, dass Sie auf der Baustelle feststellen, dass etwas nicht wie geplant verlaufen ist. Einige Beispiele:
Wie Sie in dieser Toolbox erfahren haben, können derartige kleinere Vorfälle schwerwiegende (sogar lebensgefährliche) Folgen haben. Darum ist es wichtig, dass solche kleineren Vorfälle unverzüglich dem Bauleiter oder Arbeitsverantwortlichen (WV nach NEN 3140) gemeldet werden. Dann kann die Situation schnellstmöglich beseitigt werden, wonach die Arbeiten auf sichere Weise fortgesetzt werden können.
1. SCHRITT: Sorgen Sie für Ihre eigene Sicherheit (fassen Sie unter Spannung stehende Personen niemals an) und für die Sicherheit der anderen Anwesenden.
2. SCHRITT: Alarmieren Sie wenn nötig die Rettungsdienste; bei einem Brand eines Akkupakets muss immer die Feuerwehr gerufen werden, denn eigene Löschversuche sind in diesem Fall sinnlos!
3. SCHRITT: Eine Person, die einen Stromschlag erlitten hat, muss immer im Krankenhaus untersucht werden!
Sprechen Sie über Folgendes:
Siehe auch den GO!-Lerneffekt: Ausgebrannter Stromanschluss
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